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Pressespiegel

Der ehemalige Harmonie-Garten
und die Theaterstraße
in Heidelberg

Hrsg. von Bürger für Heidelberg e.V.

2011

Kontakt:

Kurpfälzischer Verlag

Claudia Rink
Turnerstr. 141
D-69126 Heidelberg

Fon +49-(0)6221-314940

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Rhein-Neckar-Zeitung

Heidelberg
12.09.2011


Unter dem Pflaster liegt der Garten

Am "Tag des offenen Denkmals" erinnerten die "Bü�rger fü�r Heidelberg" an den ehemaligen Harmonie Garten

 
Von Manfred Bechtel

„Kann man in den Garten reinschauen? Ich dachte, da wäre noch so etwas wie ein Innenhof versteckt?" Fast ein wenig enttäuscht klang eine Besucherin, die gestern Nachmittag an einer der beiden Fü�hrungen teilgenommen hatte, die dem ehemaligen Harmonie-Garten und der Theaterstraße galten. Nein, nicht verborgen hinter Torbögen und in Innenhöfen muss man dieses Denkmal suchen, sondern begraben unter Pflaster, Asphalt und Beton. „Heute ist der Bereich des ehemaligen Harmonie-Gartens gegen�über dem Theater zu einem Parkplatz degradiert", schreibt der Verein "B�ürger f�ür Heidelberg" in einer Broschü�re, in der er sich f�ür das Wiederentstehen der Oase einsetzt mit all ihren Bäumen, deren Blätter im Sommer ein Schatten spendendes grü�nes Dach bilden.
          In diesem Jahr bot der Verein am "Tag des offenen Denkmals" in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Geschichtsverein diesen Programmpunkt erstmals an und warb dabei f�ür das Ziel, den als Autoabstellplatz missbrauchten fr�üheren Garten wieder herzustellen. „Wenn Ende 2012 das Stadttheater seinen Spielbetrieb aufnimmt", gibt der Verein zu bedenken, „wäre es schade, wenn der Zugang zum neu eröffneten Theater ein Provisorium bleibt."
           In der Hauptstraße, vor den Schriftzü�gen der Kinos "Harmonie" und "Lux" begann Dr. Hermann Lehmann von "Bü�rger f�ür Heidelberg" seine Fü�hrung. Vor den Befestigungsmauem lag einst das Areal, erläuterte er, ehe im 14. Jahrhundert die Stadt nach Westen erweitert wurde. Der Wormser Bischof ließ hier bald ein Stadtpalais errichten, es �überstand als eines der wenigen Gebäude den Orleans'schen Krieg, und nach Besitzerwechseln kaufte die Harmonie-Gesellschaft 1840 das Anwesen.
Pflege der geselligen Unterhaltung und des politischen Bewusstseins prägten die Ziele dieser b�ürgerlichen Vereinigung. Die Gesellschaft selbst besteht seit Langem nicht mehr, nur noch der Name des Kinos erinnert an sie. Pfarrer Kneipp aus Wörishofen sprach hier ü�ber seine Gesundheitslehren, auch wurde der Garten der Harmonie f�ür Festlichkeiten und Konzerte verwendet. „In der Harmonie-Gesellschaft", wusste Dr. Lehmann zu berichten, „wurde 1896 auch der erste Film in Heidelberg gezeigt."
            „Was passiert, wenn das Kino zumacht?" war eine Frage aus dem Zuschauerkreis, auf die auch Dr. Lehmann keine Antwort geben konnte. Zur Gestaltung der versiegelten Fläche hinter dem Kino aber gab er eine klare Antwort: Wenn der zum Theater gehörende rote Bauzaun verschwunden ist, muss unter den neun Platanen und der Kastanie wieder ein öffentlich nutzbarer Raum f�ür Bewohner und Gäste der Altstadt entstehen, ein Platz zum Verweilen, ein Platz frei von Konsumzwang, auf dem sich nicht zuletzt auch die Theaterbesucher in der Pause ergehen können. Oder wie eine Anwesende bemerkte: „Je älter ich werde, desto mehr brauche ich etwas Gr�ün in der Altstadt, wo ich mich hinsetzen kann."

(i) Info: Mehr Informationen gibt es in der Brosch�üre "Der ehemalige Harmonie-Garten und die Theaterstraße in Heidelberg", herausgegeben vom Verein "B�ürger f�ür Heidelberg". Das Heft ist zum Preis von drei Euro erhältlich in Buchhandlungen oder bei:
kurpfaelzischer.verlag@t-online.de

 

Sehr interessiert zeigten sich die Besucher der Führung im ehemaligen Harmonie-Garten.                      Foto: Hentschel

 

 

Heidelberger
Geschichtsverein

 

HEIDELBERG – Jahrbuch zur Geschichte der Stadt

Jg 17 / 2013,
S.303
 
von Petra Nellen

Der Verein Bürger für Heidelberg hat anlässlich der Diskussionen um die Neugestaltung des Areals von Theaterstraße und ehemaligem Har-moniegarten eine engagierte Broschüre mit historischem Schwerpunkt herausgegeben. Die reich bebilderte Schrift beabsichtigt nicht die Präsenta-tion neuer Forschungsergebnisse, sondern will auf der Grund-lage historischer Befunde informieren und einen Beitrag zur aktuellen stadtpolitischen Diskussion um die Gestaltung der historischen Altstadt leisten
            In einem ersten Teil werden stadt- und baugeschichtliche Aspekte beginnend mit der Vertreibung der Juden 1390 aus Heidelberg und der Anlage der Vorstadt präsentiert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Gründung der Harmonie-Gesellschaft mit Sitz im ehemaligen Worm-ser Hof und dem Neubau des Harmoniegebäudes. In diesem Zusam-menhang entstand auch der Harmonie-Garten, der heute stadtplanerisch im Zentrum des Geschehens steht.
            Da dieser Bereich nicht getrennt von den Planungen für die Thea-terstraße betrachtet werden kann, wird in einem zweiten Teil auch dieser Abschnitt inhaltlich berücksichtigt Der Schwerpunkt liegt hier vor allem bei historischen Persönlichkeiten, die - insbesondere im 19. Jahrhundert - in der Theaterstraße wohnten.
            Der dritte inhaltliche Schwerpunkt liegt auf den Planungen und städtebaulichen Initiativen seit den 1970er Jahren. Im Zuge der Altstadt-sanierung sollte diese vom fließenden und ruhenden Autoverkehr befreit werden, um die Lebensqualität zu verbessern. Neue Aktualität hat das Thema durch zwei Ereignisse gewonnen: die voraussichtliche Schließung des Kinos Harmonie-Lux und die damit verbundenen Pläne für ein Einkaufszentrum inmitten der Altstadt sowie die Theatersanierung und die Diskussion um die Neugestaltung des Areals in seiner un-mit
telbaren Umgebung
            In diese Diskussion schaltet sich der Verein Bürger für Hei-delberg - nicht nur - mit der vor liegenden Schrift engagiert ein. Dabei wird die frühere Harmoniegesellschaft zum Dreh- und Angelpunkt der Argumentation. Diese wurde 1832 gegründet und reiht sich in die Entstehung der bürgerlichen Lesegesellschaften des Vormärz nahtlos ein In Heidelberg entstand zunächst die Museumsgesellschaft, dann aber auch die Harmoniegesellschaft. Diese verstand sich als nicht ganz so exklusiv; hier wurden vor allem Kaufleute, Handwerker, Beamte, aber auch Tagelöhner Mitglied. Hier wurde bürgerliche Geselligkeit gepflegt, sie war ein Ort der Information; der Bil­dung, der Kultur und der Politik. Vor allem während der badischen Revolution bot sie den Liberalen ein Diskussionsforum. Sie war „Treffpunkt und Informationsbörse für jedermann".
            Im Engagement des Vereins Bürger für Heidelberg mit der For-derung nach einer Gestaltung des Raumes als Begegnungsort für Hei-delberger und Besucher, und zwar ohne kommerzielle Nutzung, verbin-den sich aktuelle Gestaltungswunsche mit der Rückbesinnung auf die historischen Wurzeln. Hier formiert sich eine gedachte Kontinuität von der bürgerlichen Geselligkeit der Harmonie-Gesellschaft hin zu konsum-zwangfreien Lebensräumen in der heutigen Altstadt. Zumindest mit der im Gemeinderat beschlossenen Interimslösung zur Gestaltung des Platzes ist dies zunächst mehr oder weniger gelungen. Die Broschüre ist ein Dokument des Versuchs, diskursiv den verantwortlichen Umgang mit dem historischen Erbe und eine neue Lebensqualität miteinander zu vereinbaren.